Community Insights Schweiz: Warum sie für Influencer Marketing heute weniger zählen
- influencer-finden.ch
- 28. Mai
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Juni

Früher war bei der Auswahl von Influencer:innen für die Schweiz vor allem eines wichtig: Wie viele Follower:innen aus der Schweiz stammen. Denn niemand wollte, dass Kampagnen-Reichweite ungewollt in Nachbarländern verpufft.
Gerade in einem kleinen Land mit mehreren Sprachen war das eine Herausforderung, besonders in der Westschweiz oder im Tessin, wo viele Follower:innen aus Frankreich oder Italien stammten. Unternehmen investierten viel in Tools, um diese sogenannten Community Insights der Schweiz auszuwerten und Streuverluste zu vermeiden.
Heute sieht das anders aus: Der Schweizer Community-Anteil hat deutlich an Relevanz verloren. Denn moderne Algorithmen erkennen selbst, für wen ein Beitrag relevant ist, ganz unabhängig davon, wem man folgt.
Um das zu verstehen, lohnt ein Blick auf die beiden gängigen Arten, wie Social-Media-Algorithmen Inhalte verteilen: den Social Graph und den Content Graph.
Der Social Graph
Hier basiert die Verbreitung von Inhalten auf deinen sozialen Verbindungen. Du siehst hauptsächlich Inhalte von Profilen, denen du folgst oder Inhalte, die von diesen geteilt werden. Plattformen wie Facebook und LinkedIn nutzen dieses Prinzip.
Der Content Graph
Diese Logik wurde durch TikTok etabliert und später von Instagram Reels übernommen. Hier zählt nicht mehr, wem du folgst, sondern was dich interessiert. Der Algorithmus analysiert dein Verhalten: Welche Beiträge likest du? Welche kommentierst du? Welche schaust du dir länger an? Inhalte werden dir auf dieser Basis ausgespielt, unabhängig von deinem Netzwerk.
Was das in der Praxis bedeutet
Auf Plattformen wie TikTok oder im Reels-Feed von Instagram sehen wir, dass Inhalte oft gar nicht mehr der bestehenden Community ausgespielt werden. Das macht die Community-Insights deutlich weniger relevant.
Community-Insights zeigen, wer einem Profil folgt, inklusive der Top-Länder. TikTok hingegen zeigt bei jedem Beitrag, aus welchen Ländern die tatsächlichen Zuschauer:innen kommen. Und oft gibt es kaum Überschneidungen zwischen Follower:innen und tatsächlichen Viewern.
Instagram zeigt zwar nicht, woher die Viewer kommen, dafür aber wie viele und wie sie interagieren. Auch dort funktioniert der Feed heute mehr über den Content Graph.

Drei Beispiele aus der Praxis
Beispiel 1 – Family-Influencerin TikTok
Nur ein kleiner Teil der Follower:innen kommt aus der Schweiz
Der Beitrag selbst wurde jedoch zu 57,2 % in der Schweiz gesehen
91,2 % der Viewers folgten dem Profil nicht

Beispiel 2 – Comedy-Influencer TikTok
Nur 16,2 % der Community aus der Schweiz
Aber: 99,2 % der Beitrag-Views aus der Schweiz
96,3 % der Viewers waren keine Follower

Beispiel 3 – Outdoor-Influencer:in Instagram
Anteil der Nicht-Followerinnen kann bis zu 85% betragen
Aktuell weist Instagram im Gegensatz zu TikTok nicht aus, aus welchen Ländern die Personen kommen, die einen Beitrag gesehen haben.
Durchschnitt wird ein Beitrag auf Instagram zu 44% Personen gezeigt, die dem Account nicht folgen.

Fazit: Content-Relevanz schlägt Community-Anteil
Die Zahlen zeigen klar: Der Anteil der Schweizer Follower:innen sagt wenig darüber aus, wie viele Personen aus der Schweiz einen Beitrag tatsächlich sehen. Oft sind es über 90 % Nicht-Follower:innen, denn der Algorithmus erkennt, für wen ein Inhalt spannend ist, und spielt ihn entsprechend aus.
Ein lokal gesetzter Standort kann diesen Effekt bei organischen Beiträgen zusätzlich verstärken.
Die Schlussfolgerung: Entscheide dich nicht mehr auf Basis der Community-Insights, sondern achte auf den Fit: Stimmen Werte, Stil und Ton zwischen Marke und Influencer:in? Dann funktioniert’s egal, woher die Follower:innen ursprünglich stammen.
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